Niederlagen und Erfolge für den Waldschutz

Thomas Waitz, Mitglied des Europäischen Parlaments für die
österreichischen Grünen, betont die Bedeutung von Primär- und
Altwäldern für die Erhaltung einer hohen biologischen Vielfalt.
Waitz verweist auf die Europäische Waldstrategie 2030 und ist
sehr klar in seiner Forderung. „Alle verbliebenen Primärwälder
müssen im Sinne der EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 streng
geschützt werden! Denn sie sind bereits fast alle verloren
gegangen. Schutzgebiete müssen um Waldflächen in
öffentlichem Besitz erweitert werden. Die Zerstörung und
Verschlechterung alter Wälder muss gesetzlich gestoppt
werden. Der illegale Holzeinschlag in einigen EU-Staaten ist
besorgniserregend. Schließlich sollte die naturnahe
Forstwirtschaft der Weg sein, der für bewirtschaftete Wälder
eingeschlagen wird.“
Augustyn Mikos, Experte für Waldpolitik aus Polen, berichte,
dass jahrzehntelange Bemühungen tatsächlich zu einem
besseren Schutz des Białowieża-Waldes in Polen geführt
haben. Der größte Urwald im europäischen Tiefland ist aber
noch immer nicht ausreichend geschützt. Der Grund für dieses
Problem liegt darin, dass Entscheidungen zum Naturschutz
nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. „Wir
brauchen starke Institutionen und Regelungen, die
Entscheidungen über den Schutz der wertvollsten Wälder
unabhängig von politischen Veränderungen treffen. Diese
Institutionen sollten in den Händen von Experten liegen und
einer gesellschaftlichen und gerichtlichen Kontrolle
unterworfen sein.“
Wissenschaft und Ökologie stärker beachten
Gabriel Păun, Vorsitzender der rumänischen Naturschutz-
NGO Agent Green, äußert seine Besorgnis darüber, dass die
Wissenschaft bei der Politikgestaltung ignoriert wird: „Der
Klimawandel ist eine Frage von Leben und Tod, und wir können
es uns nicht leisten, darauf zu warten, dass Politik und
Gesellschaft mit der Wissenschaft gleichziehen. Wir brauchen
eine wissenschaftliche Revolution, um den Zerstörungsrausch
umzukehren, der derzeit den Holzmarkt und die Politik
beherrscht. Die Holzindustrie soll ihre Ergebnisse in der Anzahl
der Arten und nicht in der Anzahl der Kubikmeter messen.“
Der schwedische Forst-Praktiker Martin Jentzen macht klar,
was wir für einen nachhaltigen Schutz der Wälder in Europa
brauchen: „Die durchschnittliche ökologische Qualität der
Wälder muss angehoben werden. Dafür benötigen wir eine
Gesamtstrategie, mit ausreichender wirtschaftlicher
Grundlage, um das zu schützen, was von den Wäldern mit
hohem Naturschutzwert übrig ist. Mehr ökologisch
wirtschaftende Förster und Waldbesitzer könnten so den
starken Einfluss der holzverarbeitenden Industrie auf die
Waldbewirtschaftung reduzieren.“
Kommunikationsstratege Matthias Schickhofer unterstreicht:
„Angesichts der Verbreitung von Desinformationskampagnen
durch die Industrie und ihre politischen Verbündeten müssen
Wissenschaftler, Aktivisten und Politiker ihre Zusammenarbeit
verstärken, um Manipulationen zurückzudrängen und die
Fakten richtig zu stellen. Es ist von zentraler Bedeutung, die
Zusammenarbeit und Öffentlichkeitsarbeit mit ehrlichen
Partnern außerhalb der Wissenschaft zu verstärken“.


Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar